Als das Hotel Steinbock im Jahr 1900 an den neuen Bahnhof zog, wurde das Hotel am Obertor zu Rätischen Volkshaus umgestaltet. Fortan sollte das Hotel nicht nur eine Unterkunft bieten, sondern auch ein Zentrum für Kultur und eine neue Lebensphilosophie werden. Diese Prägung zog sich bis ins Jahr 1961, als das Volkshaus zu einem lebendigen Treffpunkt für Kunst und Gesellschaft wurde.
Im Rätischen Volkshaus spielte Kultur eine zentrale Rolle: Als alkoholfreies Haus setzte man mehr auf geistige Anregung und kulturelle Veranstaltungen. So fand sogar das Churer Stadttheater eine Zeit lang hier statt, mit Aufführungen von Werken wie „Antiqua“ von Berthold Brecht und Vorlesungen von Thomas Mann. Das Hotel war ein Ort der Literatur, Musik und Philosophie, wo Gäste und Einheimische zusammenkamen, um sich kulturell und intellektuell auszutauschen.
Ein weiteres interessantes Angebot war die Badeabteilung, die es den Churern ermöglichte, für 50 Rappen zu baden – zu einer Zeit, als viele noch kein eigenes Badezimmer hatten. Das Volkshaus war zudem ein sozialer Treffpunkt, der die Churer Jugend zu Tanzsonntagen unter strenger Sittenaufsicht einlud. Diese Tanzabende waren ein beliebtes Ereignis für junge Leute aus der Region, die die Chance hatten, sich in einer festlichen Atmosphäre zu treffen und zu tanzen.

Für die Kantonsschüler der Stadt wurden zudem vergünstigte Menüs angeboten, was das Volkshaus zu einem Anlaufpunkt für Studierende und junge Erwachsene machte.
Wir verfügen heute über eine detaillierte Sammlung von Geschichten und Anekdoten aus dieser spannenden Zeit und sind stolz darauf, die kulturellen Wurzeln des Rätischen Volkshauses zu bewahren und zu teilen.